25. April 2013: Der Frühling ist angekommen. Endlich. Während der Raucherpausen muss nun nicht mehr unnütz um die Häuser gezogen werden, weil das Stehen nur Frieren bedeutete. Kurze Runde Richtung Neupfarrplatz und im Regensburg Synagogue Memorial (2005) von Dani Karavan ein Plätzchen finden. Hier ist alles so gemütlich. In diesen maihaften End-Apriltagen wärmt die Sonne schon am Vormittag. Der Kunstbetrieb läuft allerorten auf Hochtouren. Berlin rüstet sich gerade fürs Gallery Weekend. Damit kann die “ewige Reichsstadt” nicht aufwarten. Spannend ist es hier eigentlich nur im Kleinklein der umtriebigen Kulturschaffenden, etwa beim GRAZ. Wir wäre es denn jetzt mit einem Spaziergang zur zeitgenössischen Kunst? Ein Fest bei diesem Wetter. Aber da ist nichts.
Nichts, was sich lohnte. Die Riese-Sammlung, ein qualitativ extrem divergentes Konglomerat der persönlichen Vorlieben des früheren Rundfunk- und Zeitungsjournalisten Hans-Peter Riese, gewinnt nur aus der hiesigen Situation namens Blutarmut eine gewisse Relevanz. Ansonsten ist auf diese auf dem Level tote Hose. Oder der unsägliche Leere Beutel, die sogenannte Städtische Galerie: Der macht seinem Namen auch in intellektueller Hinsicht einmal mehr alle Ehre. Bis Juni zeigt man “Ente gut – alles gut. Disneys große Zeichner”. Was für eine Tristesse! Diese Stadt scheint an ihren alten Steinen zu viele Lasten tragen zu müssen. Anscheinend müssen hier nur die Donau-Kreuzfahrer, die Tag für Tag in der Stadt in ihren Luxus-Kähnen anlanden, versorgt werden. Und das funktioniert bekanntermaßen am besten mit Historischem. Nach der Art Folterkammer unterm Rathaus. Und inklusive Führung durch die Raumfluchten der nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 säkularisierten und später an die alten Post-Monopolisten Thurn und Taxis verhökerten Abtei St. Emmeram . Ist ja alles gut und schön, aber als Bürger der Region erwarte ich mehr. Viel mehr. Ich erwarte angesichts wirtschaftlicher Prosperität nicht nur Lippenbekenntnisse seitens des Magistrats. Ich erwarte Angebote. Zumindest eine Inaussichtstellung. Nichts dergleichen. Das ist lediglich meine Privatangelegenheit. Weiß ich. Was ich mich allerdings frage, wo die Besserverdiener, die Kunstaffinen, von denen es hier mit Blick auf die rosige Wirtschaftslage eine Menge geben müsste, eigentlich ihre Bedürfnisse befriedigen? Und dann gibt es noch Universität und diverse Hochschulen, wenn auch keine Akademie, doch zumindest ein Institut für Kunstpädagogik. Und für alle diese Menschen gibt es nur alte Steine und ein Museum mit einer merkwürdigen Stiftungssatzung. Was aus all dem folgt? Ganz einfach: Wenn man schon seitens der Stadt an der bisherigen Konstruktion und Aufstellung der existierenden Häuser nichts ändern will, sollte über die Grundsteinlegung für eine Kunsthalle nachgedacht werden. Ein ordentliches Haus, eine gute Kuration, ein ordentlicher Etat usw. Diese Stadt kann nicht auf Dauer nur von Vergangenem zehren. Sonst rennen weiterhin irgendwann alle spannenden Leute fort, und die Welterbestadt bleibt ein Ort für Ureinwohner und Durchreisende.