documenta 02: Das Urteil

Die Documenta 15 zeigt vieles, nur nach Kunst sucht man länger. Es gibt sie, aber sie macht sich rar. Und man fragt sich, ob dies der Tod der Kuratorenkultur sei, die mit der Geschichte der Documenta, mit Namen wie Harald Szeemann, Jan Hoet oder Adam Szymczik so eng verbunden ist. Jetzt sieht man hier viel Plunder und Talmi und wird durch antiquierte Konzepte an der Nase herumgeführt. Das Dialogische ist wohl nur für Eingeweihte zugänglich. Und unterkomplex geht es gleichfalls in Kassel zu. Fazit vorab: Es war schlecht wie nie. Kaum zu beschreiben, was für Ungeheuerlichkeiten dort aufgeboten wurden, um zudem noch schlechte Politik zu machen.

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Beschworene Scheinfreiheit

Eine ganz private Erwiderung auf eine Randdiskussion zum „Clash of the arts“ in der „Mittelbayerischen Zeitung“. Die Akteure des „Clash of the arts“ spielten Martin Luther und schlugen ihre Thesen von einer Kunstreligion an die Pforten von Kulturorten in Regensburg. Dann knufften sie gegen das kreativForum. Dabei vergaßen die Akteure, dass Kulturschaffende nicht nur Einzelkämpfer und dass auch sie Teil der Gesellschaft sind und damit ökonomische Subjekte. Das ist nicht gerade clever, sollte man doch den Schulterschluss mit seinem Publikum suchen. Denn das besteht aus Steuerzahlern. Schade, aber es ist so: No escape from economy.

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Die offene Gesellschaft zum Abschuss freigegeben?

Es ist immer wieder eine Freude, aktiven Studierenden bei ihrer Arbeit helfen zu können. Yassin Safidine hat eine schöne Webseite zum Thema Überwachung mit Blick auf Ausstellungen des Karlsruher ZKM im Rahmen der Globale aufgesetzt (http://safidine.wix.com/global-control). In diesem Zusammenhang hat er mich mit seinen Fragen angeregt, mal wieder über ein Dauerbrenner-Thema nachzudenken: die globale Überwachung. Es gilt, so mein Fazit, weiter die Devise #resist! Wir müssen die Vorstellung von einer offenen Gesellschaft anstreben, gestalten und diese auch vor Feinden aus verschiedenen Lobbies schützen.
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Das Apartment als Medium

Zilla Leutenegger (Jahrgang 1968) malt in den Raum, installiert multimedial und verstört durch die Distanz, die sie mit ihrer Arbeit erzeugt – die zugleich distanzlos ist. Ein altes Thema greift sie auf: Ist nicht etwa alles vermittelt? Und ist nicht das Natürliche, Echte eine Fata Morgana? Welche Rolle spielt die Biografie für die Kunst? Diese und ähnliche Fragen stellt die Schweizerin in ihrer Ausstellung „Ring My Bell“ in der Pinakothek der Moderne, die ich Ende Juni besucht habe.
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Begriffsbildungen

Hubertus Butin hat nach 13 Jahren eine Neuauflage seines «Begriffslexikons zur zeitgenössischen Kunst» vorgelegt. Sämtliche Artikel wurden von den Top-Autoren überarbeitet und 20 neue Lemmata sind hinzugekommen. Doch funktioniert ein solches Vorhaben, um in die vielstimmigen Diskurse künstlerischen Schaffens einzusteigen?
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Geheimnisvolles Wehr

Warum nur hat man das Gemälde einer Schleuse bei Optevoz Ende des 19. Jahrhunderts mit Courbet signiert? Von wem stammt es wirklich? Detektivisch ging das Team des Doerner Instituts und der Neuen Pinakothek, München, bei der Rekonstruktion der Story und Restaurierung des Bildes vor, das Hugo von Tschudi 1909 in gutem Glauben, dass es ein Courbet sei, für die Münchner Sammlung akquiriert wurde. In einer konzentrierten Ausstellung ist es nun mit Varianten aus Karlsruhe, Paris und Rouen sowie weiteren Arbeiten zu sehen. Doch ein Courbet ist es wohl nicht, wie die Forschungen ergeben haben. Macht auch nichts, denn wenn das Gemälde ein Werk von Charles Daubigny sein sollte, wie das Museum proklamiert, erhellt es den Kontext um das Schaffen dieses Künstlers, der vor allem Landschaften malte.
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Von wegen Impression

Edgar Degas wurde stets als Maler von spontanen Ballerinen-Szenen oder Pferderennen dem Impressionismus zugeordnet. Andreas Eiling von der Staatlichen Kunsthalle, Karlsruhe, hat nun den Beweis erbracht, dass der 1834 geborene Maler aus gutem Hause eher ein Erneuerer oder Revolutionär der Historienmalerei und ein Künstler gewesen ist, der sich stets eher mit den Mitteln der Kunst und Malerei selbst in Form höchst kunstvoller Kompositionen auseinander gesetzt hat. Andererseits muss nun auch die Frage gestellt werden, was in Zukunft vom Impressionismus übrig bleibt, wenn … Nun, das wiederum wird Gegenstand eines eigenen Artikels.
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Für Paul

Paul Panhuysen ist tot. Der wunderbare, vielseitig schöpferische Mensch wurde 1934 geboren, arbeitete als Lehrer, dirigierte die Geschicke einer Kunstakademie, ist Mitgründer des Macunias Ensemble, belebte zusammen mit seiner Frau Hélène die Auseinandersetzung mit medien- und grenzübergreifender Klangkunst, indem er «Het Apollohuis» 1980 gründete (bis 2001). Im vergangenen Jahr lernte ich ihn persönlich kennen und war stark beeindruckt von seiner Kunst- und Weltauffassung. Mein Nachruf hier für das Projekt «ArtOnYourScreen» am ZKM, für das ich als Kurator arbeitete und in dessen Rahmen Pauls «Pattern Primer One» quelloffen reprogrammiert wurde.
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