Geheimnisvolles Wehr

Warum nur hat man das Gemälde einer Schleuse bei Optevoz Ende des 19. Jahrhunderts mit Courbet signiert? Von wem stammt es wirklich? Detektivisch ging das Team des Doerner Instituts und der Neuen Pinakothek, München, bei der Rekonstruktion der Story und Restaurierung des Bildes vor, das Hugo von Tschudi 1909 in gutem Glauben, dass es ein Courbet sei, für die Münchner Sammlung akquiriert wurde. In einer konzentrierten Ausstellung ist es nun mit Varianten aus Karlsruhe, Paris und Rouen sowie weiteren Arbeiten zu sehen. Doch ein Courbet ist es wohl nicht, wie die Forschungen ergeben haben. Macht auch nichts, denn wenn das Gemälde ein Werk von Charles Daubigny sein sollte, wie das Museum proklamiert, erhellt es den Kontext um das Schaffen dieses Künstlers, der vor allem Landschaften malte.
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Von wegen Impression

Edgar Degas wurde stets als Maler von spontanen Ballerinen-Szenen oder Pferderennen dem Impressionismus zugeordnet. Andreas Eiling von der Staatlichen Kunsthalle, Karlsruhe, hat nun den Beweis erbracht, dass der 1834 geborene Maler aus gutem Hause eher ein Erneuerer oder Revolutionär der Historienmalerei und ein Künstler gewesen ist, der sich stets eher mit den Mitteln der Kunst und Malerei selbst in Form höchst kunstvoller Kompositionen auseinander gesetzt hat. Andererseits muss nun auch die Frage gestellt werden, was in Zukunft vom Impressionismus übrig bleibt, wenn … Nun, das wiederum wird Gegenstand eines eigenen Artikels.
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Für Paul

Paul Panhuysen ist tot. Der wunderbare, vielseitig schöpferische Mensch wurde 1934 geboren, arbeitete als Lehrer, dirigierte die Geschicke einer Kunstakademie, ist Mitgründer des Macunias Ensemble, belebte zusammen mit seiner Frau Hélène die Auseinandersetzung mit medien- und grenzübergreifender Klangkunst, indem er «Het Apollohuis» 1980 gründete (bis 2001). Im vergangenen Jahr lernte ich ihn persönlich kennen und war stark beeindruckt von seiner Kunst- und Weltauffassung. Mein Nachruf hier für das Projekt «ArtOnYourScreen» am ZKM, für das ich als Kurator arbeitete und in dessen Rahmen Pauls «Pattern Primer One» quelloffen reprogrammiert wurde.
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Gdisk – The upcoming Alternative to Gparted?

The U**x/Linux universe provides more than one tool for each task. To alter partitioning tables for instance, it is not a big risk anymore. Is it really? And how about conventions for sizes? Gparted is the de facto standard under Linux, but there is also the Gdisk suite in the pipeline, and the Arch distribution installs it by default. Will it be the next top choice, will it displace Gparted? And for what reason do we need another partitioner?
I asked Rod Smith, the inventor and maintainer of Gdisk for the CHIP Linux magazine 01/2015. Here’s his unabrigded original wording.

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Bye bye WordPress

Nachdem der Spam-Befall von WordPress immer unerträglicher wurde, habe ich mich dazu durchgerungen, das alte, nur noch technisch gepflegte Blog (wp.weisskunst.de) abzuschalten. Ich werde die dort angehäuften Texte aus etlichen Jahren durchforsten und gegebenenfalls hier veröffentlichen.

Jenseits der Zeit

Viele Kunsthistoriker meinen, in Velázquez vollende sich die abendländische Kunstgeschichte. Der Maler von «Las Meninas» habe die beste Kunst überhaupt realisiert. Solche Urteile sind legitim. Gestern eröffnete eine monografische Ausstellung im Kunsthistorischen Museum, Wien. Es ist die erste große Retrospektive im deutschsprachigen Raum überhaupt. Nach einem fantastischen Wochenende in diesem wunderbaren Museum mit all diesen Spitzenwerken abendländischer Kunst war die Pressekonferenz der Höhepunkt einer Tour in die Superlative. Man verzeihe mein Schwärmen, aber selbst wenn ich mich dem Urteil der Kollegen nicht anzuschließen vermag, kann ich aus meiner Begeisterung keinen Hehl machen. Die im Rahmen der Möglichkeiten redigierte und ungekürzte Fassung meiner Rezension finden Sie daher hier.
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Alphatier mit Löwenherz

Jan Hoet (li.) auf der Documenta 1992 (c) Matthias Kampmann, 1992

Gestern erreichte mich ein offener Brief von FLATZ, ein Nachruf auf Jan Hoet, den charismatischen belgischen Kurator, dessen Tod mich ebenfalls sehr berührt hat. Die wenigen Male, die es mir vergönnt war, mit Hoet zu streiten, mich mit ihm für die Kunst zu ereifern, hinterließen nachhaltigen Eindruck. Den Worten von FLATZ lässt sich nicht viel hinzufügen, und ich danke ihm, dass ich diese hier veröffentlichen darf.
Foto: (c) Matthias Kampmann, 1992
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Über ein Brevier hinaus

Jubilare müssen bisweilen postum erdulden, dass aus Marketinginteresse der Verlage eine Unmenge von Büchern den Markt überschwemmen, die das Ziel verfolgen, selbst komplexe Werke von historischen Autoren auf den kleinsten gemeinsamen Nenner von Merkantilität und Inhaltlichkeit zu reduzieren. Meist sind es wieder aufgelegte Kompilationen ohnehin leicht zugänglicher Texte, und wenn der Leser Glück hat, bekommt er nicht nur ein hübsch aufgestyltes Druckwerk, sondern gelegentlich einen aller Wahrscheinlichkeit selbst schon historischen Kommentar, noch seltener einen kritischen Apparat geliefert. Das „Rousseau-Brevier.“ hingegen verdankt sich einem anderen Impuls, selbst wenn es 2012, also im 300. Geburtsjahr des französischsprachigen Schriftstellers, Philosophen, Pädagogen, Naturforschers und Komponisten der Aufklärung erschienen ist. Es mag sein, dass der Titel den Gedanken des potenziellen Käufers auf jene Häppchenware lenkt. Er sieht sich dann wohl enttäuscht, denn wer in drei Sätzen das Leben und Werk Rousseaus durch Bernhard H. F. Taureck und Friedrich Herb kondensiert erwartet, hat ins falsche Regal gegriffen. Die beiden Philosophen haben vielmehr nichts Geringeres unternommen, als Teile von Schlüsseltexten Rousseaus auf ihre Kerngedanken hin zu betrachten, um daraus ein komplexes aber jederzeit nachvollziehbares Storyboard zu entwickeln, mit dem der Leser sich das Gedankengebäude des rigorosen Bekenners und Selbstanalytikers zu erschließen vermag. Taureck kommt hierbei das Verdienst zu, die von ihm besprochenen Auszüge selbst übersetzt zu haben.

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Okwui Enwezor ist künstlerischer Leiter der nächsten Biennale von Venedig

Okwui Enwezor, Direktor am Haus der Kunst, München, und künstlerischer Leiter der Documenta 11, ist zum künstlerischen Leiter der der 56. Biennale di Venezia (2015, Venedig, Giardini und Arsenale, 9. Mai – 22. November) ernannt worden. Paolo Baratta, Biennale-Präsident, kommentierte seine Ernennung mit den Worten: „Okwui Enwezors Forschungsschwerpunkt liegt auf dem komplexen Phänomen der Globalisierung und ihren Bezügen zur Verwurzelung im Lokalen. Seine persönliche Erfahrung ist Ausgangspunkt für das geografische Spektrum seiner Analysen, für zeitweiliges Vertiefen von jüngsten Entwicklungen in der Kunstwelt, und für Vielfalt und Reichtum der Gegenwart.“ Der 1963 geborene Enwezor rühmt die Institution: „La Biennale di Venezia ist der ideale Ort um dialektische Bezüge zu erkunden, und die Institution der Biennale selbst wird während der Vorbereitung der Ausstellung eine Quelle der Inspiration sein.“