Das Gerede über Intelligenz

Intelligenz kommt weder von Intel noch von Microsoft, Google oder OpenAI. Viele Menschen scheinen das derzeit gern zu vergessen, aus welcher Motivation heraus auch immer. Es wird beispielsweise sehr viel über das Sprachmodell GPT der Firma OpenAI gesprochen. Ein Teil der Debatten kehrt sich dann immer wieder in seltsame, bisweilen esoterische Richtungen: Es wird der Stand des Machbaren mit dem Denkbaren verwechselt. Da wir weder auf dem Wüstenplaneten zu Zeiten des Mua’dib leben, als die Menschheit nach Beschluss die «denkenden» Maschinen zum Teufel gejagt und den Adel sowie die Religion wieder eingeführt haben, noch im heutigen Los Angeles, in dem kein Blade Runner zur Tyrell Corporation fliegt, um an zweifelhaften Subjekten den Voight-Kampff-Test durchführt, gilt das, was jetzt noch Schwerkraft ist: Maschinen haben weder Bewusstsein, Verstand noch Intelligenz.

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Süchtig nach Autokraten

Wir werden es noch klarer sehen. Sie war keine Alternative, selbst wenn ihre private Serverei nicht wirklich dazu taugen sollte, eine Präsidentschaftskandidatin in den USA zu desavouieren. Auch die horrenden Honorare, die sie einstrich, eigneten sich nicht, um Hillary Clinton zur nichtwählbaren Figur zu kneten. Der Grund liegt woanders: Sie war schlicht zu zeitgenössisch-amerikanisch. Nämlich eine Seite der US-Medaille. Von Establishment will man gar nicht schreiben, denn die polternd sexistisch-chauvinistische Scheinalternative auf der anderen Seite gehört schließlich auch dazu. Die charakterlose Unperson dieses tumben, despotischen Immobilienfuzzis ist nicht dazu angetan, dieses Land zu retten, denn, das muss leider konstatiert werden: Amerika ist nicht zu retten. Es hat lediglich ein weiteres Mal auf seine recht merkwürdige Weise gewählt und wird exakt den Präsidenten bekommen, den es von Herzen begehrt. Natürlich zum Leidwesen derer, die mehr als nur double digit IQs besitzen und eher humanistisch-europäischer Prägung sind.

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Die offene Gesellschaft zum Abschuss freigegeben?

Es ist immer wieder eine Freude, aktiven Studierenden bei ihrer Arbeit helfen zu können. Yassin Safidine hat eine schöne Webseite zum Thema Überwachung mit Blick auf Ausstellungen des Karlsruher ZKM im Rahmen der Globale aufgesetzt (http://safidine.wix.com/global-control). In diesem Zusammenhang hat er mich mit seinen Fragen angeregt, mal wieder über ein Dauerbrenner-Thema nachzudenken: die globale Überwachung. Es gilt, so mein Fazit, weiter die Devise #resist! Wir müssen die Vorstellung von einer offenen Gesellschaft anstreben, gestalten und diese auch vor Feinden aus verschiedenen Lobbies schützen.
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Sprachlos im Status quo

Textstelle [1]: Wer gibt den Ausgegrenzten auf der Flucht eine Stimme? Klaus-Michael Bogdal konstatiert in seiner 2011 erschienenen literaturwissenschaftlichen Studie über die „Erfindung“ der Zigeuner, dass eine gewisse Form von Historizität und Bedeutung erst mit einer eigenen Sprache zugestanden wird. Das jedoch haben die flüchtenden Menschen in Not heute nicht, da sie aus ganz unterschiedlichen Staaten stammen und nicht mit „einer Stimme“ reden. Damit wird diese Sprachlosigkeit auch zur Waffe für diejenigen, welche versuchen, jene Menschen durch nautische Metaphern zu dehumanisieren.
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Zwiebelhäute der Unfreiheit

Wollen sie in einer Gesellschaft leben, in der Ihnen Haushaltsgeräte, etwa eine elektrische Zahnbürste, diktieren, wie lange sie putzen oder sonst etwas tun müssen? Sie können einwenden, man müsse nicht auf das kleine, scheinbar hilfreiche Feature achten, das im Falle des Geräts, das der Autor verwendet, alle 30 Sekunden vibriert und nach nur zwei Minuten mit einem etwas längeren Endrüttler zu verstehen gibt, dass man sein Soll erfüllt habe. Abgesehen davon, dass es sicher sinnvoller gewesen wäre, die Entwicklung kluger Akkus zu forcieren, als ein solches Gimmick einzubauen, ist das Ignorieren derartiger Gängeleien sowieso nur mit wenig Erfolg beschieden. Sie werden, da gehe ich jede Wette ein, unter solchen Putzbedingungen konditioniert, kontrolliert, strukturiert. Der Schreiber hier weiß, wovon er schreibt. Und wird wieder einmal an das kleine Foucaultsche Einmaleins der Disziplinar- und an Deleuzes Kontrollgesellschaft erinnert.

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