Mein ganzes Leben habe ich geschrieben. Und dieses Leben währt nun 59 Jahre. War ich der Sprache würdig? Ja, nein, vielleicht? Lasst Gnade walten! Zum Glück kann Sprache selbst nicht richten. Sie muss erdulden, was ich mit ihr angestellt habe. Das schlechte Gewissen bleibt bei mir. Na, so schlimm ist es nicht. Außerdem kann man lernen. Habe ich gelernt? Das können nun andere beurteilen. Denn eine weitere Publikation mit 350 Texten von mir aus den Jahren 1993 bis 1997 ist jetzt auf dem Markt. Und dieses Buch mit dem Titel «Zeitungsweise» hat eine vielleicht ungewöhnliche Geschichte, die aus einer ungewöhnlichen Absicht heraus begonnen wurde, geschrieben zu werden.
„Fünf Jahre schreiben“ weiterlesenAngestupst
Soziale Medien sind nicht sozial. Jedenfalls nicht diejenigen, die von narzisstischen Waschbeckenträgern wie Elon Musk, auf Pump finanziert, betrieben werden. Und selbst wenn der Ansatz von Herrn Zuckerberg demokratisch orientiert sein sollte, ist er dennoch offenbar nicht dazu in der Lage, persönliche Weltwunschbilder von notwendiger Funktionalität und Beteiligung zu unterscheiden. Beide Männer haben eines gemeinsam: Sie sind Tycoone gigantischer Firmen, die ihr Geld mit Werbung, verstecktem Datenhandel und Plattformen machen (s. Shoshana Zuboff, Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus). Kund:innen denken jedoch, man äußere dort seine Meinung. Tut man auch, aber was heißt das schon. Meinungen lassen sich überall äußern. Auch im Wald vor lauter Bäumen und Bambis. Und Meinungen sind Meinungen. Journalismus ist etwas Anderes!
Ich bin vor gut drei Jahren gefragt worden, ob ich einen Text zu den Möglichkeiten von Kulturjournalismus in sozialen Medien schreiben könne. Konnte ich. Der Text wird im Frühjahr 2025 in einem Band über Kulturjournalismus im Springer-Verlag erscheinen. So lange wollte ich nicht warten. Und Platz hatte ich nicht so viel, wie es nötig wäre, um das Thema angemessen anreißen können. Außerdem konnte ich nicht dem Ansinnen des Herausgebers zu einhundert Prozent gerecht werden. Denn es gibt eine größere Aufgabe als die Beantwortung der Frage, wie denn diese Plattformen für journalistische Zwecke zu nutzen sind. Was es damit auf sich hat, wenn man versucht, mit sozialen Medien Journalismus zu betreiben, habe ich in meinem kleinen Essay «Angestupst», erschienen bei epubli im August 2024, beschrieben. Das ist übrigens mein erstes Buch, das ich komplett mit Open-Source-Tools geschrieben, gesetzt und gelayoutet habe. Daher an dieser Stelle mein Dank an alle Coder:innen von LaTeX [ˈlaːtɛç] und Scribus.

Matthias Kampmann: Angestupst. 100 Seiten, Format: A6 hoch, Hardcover 90g creme, matt, Erscheinungsdatum: 20.08.2024, ISBN: 9783759862464
Der Fall Relomorenotius
Der «Fall Relotius» ist bereits ein sprachliches Klischee und als solches von Journalisten zu vermeiden. Den Autor verwundert es, dass die Person des Ex-Spiegel-Schreibers in der Publikation eines Immer-noch-Spiegel-Schreibers wichtiger ist, als der Sachverhalt, der im Untertitel von Juan Morenos Buch angeschrieben wurde.
Beschworene Scheinfreiheit
Eine ganz private Erwiderung auf eine Randdiskussion zum „Clash of the arts“ in der „Mittelbayerischen Zeitung“. Die Akteure des „Clash of the arts“ spielten Martin Luther und schlugen ihre Thesen von einer Kunstreligion an die Pforten von Kulturorten in Regensburg. Dann knufften sie gegen das kreativForum. Dabei vergaßen die Akteure, dass Kulturschaffende nicht nur Einzelkämpfer und dass auch sie Teil der Gesellschaft sind und damit ökonomische Subjekte. Das ist nicht gerade clever, sollte man doch den Schulterschluss mit seinem Publikum suchen. Denn das besteht aus Steuerzahlern. Schade, aber es ist so: No escape from economy.
„Beschworene Scheinfreiheit“ weiterlesenDie offene Gesellschaft zum Abschuss freigegeben?
Es ist immer wieder eine Freude, aktiven Studierenden bei ihrer Arbeit helfen zu können. Yassin Safidine hat eine schöne Webseite zum Thema Überwachung mit Blick auf Ausstellungen des Karlsruher ZKM im Rahmen der Globale aufgesetzt (http://safidine.wix.com/global-control). In diesem Zusammenhang hat er mich mit seinen Fragen angeregt, mal wieder über ein Dauerbrenner-Thema nachzudenken: die globale Überwachung. Es gilt, so mein Fazit, weiter die Devise #resist! Wir müssen die Vorstellung von einer offenen Gesellschaft anstreben, gestalten und diese auch vor Feinden aus verschiedenen Lobbies schützen.
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